“Russland führt einen Vernichtungskrieg gegen alles Ukrainische”

„Russland führt einen Vernichtungskrieg gegen alles Ukrainische“ – Das sagte die Kulturwissenschaftlerin Prof. Dr. Aleida Assmann bei unserem Webinar, bei dem Experten aus Deutschland und der Ukraine über die Gefährdung ukrainischen Kulturguts durch Putins Angriffskrieg und das wir gemeinsam mit der Robert-Havemann-Gesellschaft und dem Lehrstuhl für ukrainische Geschichte der Universität Viadrina unter Prof. Dr. Andrii Portnov organisierten. Die Moderation übernahm unser Stv. Vorsitzender Gerald Praschl.
 
Resultat dieses Krieges ist die Zerstörung von Kirchen, Museen, Denkmäler und Archiven in der Ukraine. Insgesamt 400 solcher Kulturstätten seien durch den Krieg bisher beschädigt oder vernichtet worden, rechnet Prof. Dr. Andrii Portnov vor. Zwei Doktoranden seines Lehrstuhls, Oleksii Isakov und Bozhena Kozakevych haben einige Beispiele recherchiert, unter anderem die Zerstörung von 13.000 Akten der einstigen sowjetischen Geheimpolizei NKWD in einem Archiv in der nordukrainischen Stadt Tschernihiw, die im Frühjahr sechs Wochen lang von russischen Truppen belagert und beschossen wurde. Archivmitarbeiter konnten unter Lebensgefahr nur wenige Akten und Daten aus dem brennenden Gebäude retten und vor den russischen Besatzern verborgen halten. Die NKWD-Akten waren erst vor wenigen Jahren für Historiker geöffnet worden, sie dokumentieren u.a. die politische Verfolgung bzw. Ermordung hunderttausender Ukrainer während der Sowjetzeit. Auch die Gedenkstätte im Slowo-Haus in der ukrainischen Millionenstadt Charkiw, in den 1920er Jahren Treffpunkt vieler junger ukrainischer Künstler – die später fast alle von Stalins NKWD ermordet wurden – wurde schwer beschädigt. Portnov sieht hinter solchen Angriffen Methode. Es handelt sich um die zielstrebige Vernichtung der ukrainischen Kultur, so Portnov. Auch die deutsche Kulturwissenschaftlicher Prof. Dr. Aleida Assmann sieht darin einen Teil eines Genozids, der sich gegen die Ukraine als Land, als Gesellschaft und als Kulturnation richte.
 
Die ganze Veranstaltung – ca. 90 Minuten: