Bericht über unsere Finanzierungskonferenz Ukraine – der Bankenmarkt im Umbruch, Aussichten und Perspektiven am 12. Juni 2019 in Berlin

Am 12. Juni 2019 lud das Deutsch-Ukrainische Forum zu einer Finanzierungskonferenz im Friedrichssaal der Deutschen Bank AG in Berlin ein, um mittelständische Unternehmen, die in der Ukraine aktiv sind, bzw. Aktivitäten planen, eine Plattform zum Austausch über ihre Erfahrungen bei der Finanzierung ihrer Liefergeschäfte in der Ukraine bereitzustellen. An zwei Panel-Diskussionen stellten Experten aus dem Finanz- und Bankensektor ihre Erfahrungen und Finanzierungsmöglichkeiten für Liefergeschäfte in der Ukraine vor.

Zum Einstieg begrüßte Dr. Andre Artelt, der die Konferenz als Projektbeauftragter des Deutsch-Ukrainischen Forums vorbereitete, die zahlreich erschienenen Gäste (Video). Herr Prof. Dr. Rainer Lindner, Vorstand des Deutsch-Ukrainischen Forums, hielt die Eröffnungsrede (Video), in der er sich unter anderem bei den Partnern der Konferenz bedankte: bei der Deutschen Beratergruppe Ukraine Berlin Economics, bei der Deutsch-Ukrainischen Industrie- und Handelskammer, beim Ostausschuss – Osteuropaverein der deutschen Wirtschaft und bei der Botschaft der Ukraine in Deutschland.

Prof. Georg Milbradt, Sonderbeauftragte der Bundesregierung für die Neustrukturierung der Verwaltung und Dezentralisierung in der Ukraine (Video), führte in seinem Vortrag die aktuellen politischen Rahmenbedingungen und laufenden Reformen aus, die dann auch maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Wirtschaft haben. Er war insgesamt verhalten optimistisch, wobei er das Zeitfenster von 2-3 Jahren anmahnte, in dem weitere Reformen umgesetzt werden müssen. Allerdings seien sich die politisch bewussten Ukrainer dessen bewusst und würden entsprechend reagieren.

Dmytro Sologub (Video), Vize-Governor der Ukrainischen Nationalbank, sprach die Schwierigkeiten in der ukrainischen Wirtschaft in den Jahren 2014 und 2015 an: die Entwicklung der öffentlichen Schulden, die Abwertung der Nationalwährung, die grassierende Inflation, die Finanzkrise, was die Schließung von über 100 Banken zur Folge hatte, und das schwierige Verhältnis zu Russland. Diese Schwierigkeiten sind weitgehendst wegen durchgeführter Reformen überwunden. Weitere Gründe waren Lösungen bei der Gasfrage, aber auch die Unabhängigkeit der Nationalbank und die Verstaatlichung der Privat-Bank. Aber auch die Freihandelszone mit der EU ersetzte viele kapitalintensive Lieferketten, die früher von Russland abhingen. Die ukrainische Wirtschaft zeigt seit zirka 2 Jahren wieder ein Wachstum, was an der Verbesserung der Kennzahlen vieler Industriebereiche zu sehen ist. Außerdem ist der Kurs der Nationalwährung stabil, er wird nicht künstlich stabilisiert und die Inflation konnte eingedämmt werden. Dabei sprach er die 2015 eingeführten Kapital- und Devisenregularien an, die zur Stabilisierung der Währung notwendig waren. Diese Beschränkungen wurden teilweise wieder aufgehoben und sollen abhängig von der makroökonomischen Situation, sowie Reformen des Steuersystems weiter liberalisiert werden.

Danach sprach Herr Sologub über das Bankensystem und dessen Zukunft, wobei das Instrument der Bankenaufsicht eine wichtige Rolle der Zentralbank darstellt: so sollen staatliche Banken wieder privatisiert werden. In jedem Fall ist das aktuelle Bankensystem um ein vielfaches stabiler als früher, da notleidende Kredite tendenziell abnehmen und die Kreditvergabe sich wieder entwickelt. Abschließend meinte er, dass die Ukraine in den vergangenen vier Jahren einen langwierigen und schwierigen Weg gegangen ist, aber dass es jetzt falsch wäre, aufzuhören oder gar umzukehren. (Download Präsentation)

Bernd Wurth ( Video), JSC “Deutsche Bank DBU” Director, sprach über seine Erfahrungen auf dem ukrainischen Markt. Dabei bestätigte er die Aussage von Herrn Sologub, dass die ukrainische Wirtschaft sich erholt hat und ausländische Investoren wieder Interesse am ukrainischen Markt zeigen. Der Export aus der Ukraine steigt nicht nur in die GUS-Länder, sondern nimmt vor allem auch in die EU zu. Die Veredelung im Bereich der Agar-Produkte und Leichtindustrie entwickelt sich.

In der Zeit nach dem Euromaidan wurden in der Ukraine mehr sinnvolle Reformen durchgeführt als in den 20 Jahren davor. Zu den wichtigsten Reformen zählen die Reform des Gasmarktes, die Reform der Nationalbank sowie aus Sicht der Deutschen Bank, die Reform des Bankenmarkts. In den letzten beiden Jahren verlangsamte sich dies wieder, insbesondere bei der Reform der Gerichtsbarkeit und dem Kampf gegen die Korruption, wobei das wichtige Themen sind, die auch der IWF verlangt. Herr Würth lobte dabei explizit die Nationalbank und deren Rolle. Weiter führte er die Privatisierung der staatlichen Banken an, um die Dominanz des Staates zu reduzieren, aber auch um das Budget zu entlasten.

Zu dem Thema Privatbank empfahl er, deren Status so zu belassen, obwohl es einen Disput vor Gericht gibt, die Verstaatlichung rückabzuwickeln. Besonders hob er dann die Leistungsfähigkeit ukrainischer Banken hervor, womit er meinte, dass der ukrainische Bankenmarkt traditionellen Märkten technologisch um Jahre voraus sei. Was die Zukunft anbelangt, sieht er die neue politische Führung in der Verantwortung, wie es mit den langsam begonnenen und richtigen Reformen weiter geht. Das wird sich nach seiner Meinung ab Herbst entscheiden. (keine Präsentation)

Jan-Philipp Apking (Video), Euler Hermes, berichtete über die Deckungspolitik von Euler Hermes in der Ukraine, wobei das Land im vergangenen Jahr auf Platz 11 gemessen am Volumen der Neudeckungen stand. Die Geschäfte beinhalteten hauptsächlich den Bereich Erneuerbare Energie insbesondere den Bereich Windkraft. Insgesamt ist der Trend positiv und es wird erwartet, dass die Ukraine wieder in die Top-10 aufrückt. (Download Präsentation)

Robert Kirchner von der Deutschen Beratergruppe (Video) moderierte die anschließende Panel-Diskussion, die mit folgenden Personen besetzt war: Dmytro Sologub (NBU), Jan-Philipp Apking (Euler Hermes), Bernd Wurth (Deutsche Bank), Zuzanna Franz (ODDO BHF), Serhii Kostohryz (Raiffeisenbank Aval), Peter Koslinski (Commerzbank) und Maksim Tsymbal (Bank Pivdenny).

Zuzanna Franz (Video), ODDO BHF, stellte in ihrer Präsentation klar, dass ihr Haus zwar nicht direkt in der Ukraine vertreten ist, jedoch seit gut 15 Jahren Geschäfte mit ukrainischen Banken und Unternehmen begleitet. Dabei war die Bank vor allem im vergangen Jahr in der Ukraine aktiv. Das Hauptgeschäft ist die Betreuung deutscher, österreichischer und französischer Bankkunden bei ihren Liefergeschäften in die Ukraine. Dabei arbeitet ODDO BHF mit den TOP 10 der größten ukrainischen Banken zusammen. Frau Franz stellte zwei Projekte ihrer Bank vor: zum einen mit DETK und zum anderen mit Metinvest. (Download Präsentation)

Serhii Kostohryz (Video), Raiffeisenbank Aval, stellte seine Bank in der Ukraine vor, wobei die Raiffeisenbank Aval derzeit der größte Geldgeber für den realen Wirtschaftssektor ist. Er berichtete in seinem Vortrag über den aktuellen Stand von Bankgeschäften ausgehend von offiziellen Zahlen. Dabei spielt Deutschland eine entscheidende Rolle. (Download Präsentation)

Peter Koslinski (Video), Commerzbank, erklärte, dass die Commerzbank ihre Kunden im Außenhandelsgeschäft in der Ukraine begleitet. Die Commerzbank verfügt über ein ein Netz von Korrespondenzbanken und arbeitet mit der ukrainischen Nationalbank zusammen. Eine Empfehlung an deutsche und internationale Kunden der Commerzbank ist, bei Geschäften in der Ukraine Absicherungsinstrumente wie z.B. Dokumentenakkreditive und Garantien zu nutzen, da diese Instrumente die Forderung der Exporteure absichern. (Download Präsentation)

Maksim Tsymbal (Video), Bank Pivdenny, stellte seine Bank kurz vor. Die Bank wurde 1993 gegründet und hat ihren Sitz in Odessa. Die Bank Pivdenny ist eine bedeutende regionale Bank mit Schwerpunkt auf dem Firmenkundengeschäft

(Download Präsentation)

Danach war Zeit für Fragen aus dem Publikum, darunter: Einschätzung des Podium zum jüngsten politischen Wechsel und mögliche Auswirkungen auf die ukrainische Wirtschaft (Video); Hedging-Kosten (Video); Diskussion über den neuen Präsident (Video); Frage zu einem Projekt im Bereich der Verkehrsinfrastruktur (Video); Einschätzung zur Konkurrenz aus China (Video); Einfluss der globalen Finanzsituation auf das Ukraine-Geschäft (Video); was muss die Ukraine tun, um im Risiko-Ranking aufzusteigen (Video).

Nach einer Kaffeepause ging es dann mit dem zweiten Panel weiter (Video). Während es im ersten Panel um Finanzinstitutionen und Banken ging, sollten im zweiten Panel die Geschäftsaussichten behandelt werden (Video). Herr Prof. Dr. Lindner stellte die Personen auf dem Panel vor: Alexander Lyubarev (Metinvest), Sergey Geller (DTEK), Mario Ledic (Andritz Hydro) und Philip Sweens (Hamburger Hafen) und stellte zu Eingang die Frage, wie die Panel-Teilnehmer ihr Geschäft in der Ukraine in 5-10 Jahren sehen (Video). Die Einschätzungen fielen insgesamt sehr positiv und optimistisch aus.

Jeder Panel-Teilnehmer stellte danach sein Unternehmen und laufende Projekte vor, sowie deren Finanzierung und Einschätzungen für die Zukunft.

Alexander Lyubarev (Video), Metinvest

(Download Präsentation)

 

 

Mario Ledic (Video), Andritz Hydro

(Download Präsentation)

 

 

Sergey Geller (Video), DTEK

(Download Präsentation)

 

 

Philip Sweens (Video), Hamburger Hafen

(Download Präsentation)

 

 

Herr Prof. Lindner stellte an die Panel-Teilnehmer die Frage (Video), wie zufrieden sie mit der Qualifikation ihrer Mitarbeiter in der Ukraine sind. Danach gab es eine Frage (Video) aus dem Publikum zur langfristigen Strategie von DTEK. Abschließend sprach Herr Prof. Dr. Lindner noch ein paar Worte zum Abschied und zur Aussicht (Video).

Partner:

Deutsche Beratergruppe,

Deutsch-Ukrainische Industrie- und Handelskammer Kiew,

Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft,

Botschaft der Ukraine in Deutschland

Mit freundlicher Unterstützung:

Deutsche Bank AG