Gedenken an die Opfer des Holodomor in Berlin

Jedes Jahr Ende November erinnert die Ukraine mit einem nationalen Gedenktag (am 28. November) der Millionen Opfer des Holodomor 1932/33.

In Berlin lud die Botschaft der Ukraine aus Anlass des Gedenktags zu einer Gedenkveranstaltung in den Berliner Dom ein. Zelebriert wurde das feierliche Gedenken von hohen Kirchenvertretern dreier christlicher Konfessionen, dem  Berliner Weihbischof Dr. Matthias Heinrich, dem Apostolischen Exarchen für die Ukrainer des byzantinischen Ritus, Bischof Dr. Bohdan Dzyurakh und dem Pfarrer der Ukrainischen Orthodoxen Kirche Oleh Polyanko.

Bischof Dr.Bohdan Dzyurakh, Weihbischof Matthias Heinrich, Pfarrer Oleh Polyanko

Als Vertreter des Deutsch-Ukrainischen Forums nahm unser Stellvertretender Vorsitzender Gerald Praschl teil. Musikalisch gestaltet wurde die Gedenkveranstaltung unter anderem von Domorganist Andreas Sieling und dem Diplomatic Choir Berlin unter Leitung von Barbara Leifer.

Der Holodomor war eine von der sowjetischen Führung absichtlich herbeigeführte Hungersnot, die von Seiten der Sowjetführung unter Josef Stalin den Zweck verfolgte, den Widerstand der ukrainischen Bauern gegen die Kollektivierung der Landwirtschaft zu brechen und sie als politische Klasse physisch zu vernichten. Mehrere Millionen Ukrainer fielen ihr binnen kurzer Zeit zum Opfer.

 

The Berlin Diplomatic Choir

Die Regierung der Ukraine bemüht sich seit vielen Jahren, dass neben anderen Ländern, in denen das bereits erfolgte, u.a. Kanada und Australien, auch der deutsche Bundestag und die deutsche Bundesregierung den Holodomor als Genozid der sowjetischen Führung am ukrainischen Volk einstuft. Deutschland habe, so erklärte der Botschafter der Ukraine in Deutschland Dr. Andrij Melnyk, dazu eine besondere moralische Verpflichtung und erinnerte dabei an die Rolle des Deutschen Reichs während des Holodomor als wichtigster Handelspartner der damaligen Sowjetunion. Unter anderem sei auch viel Getreide, das von den sowjetischen Behörden in der Ukraine mit Waffengewalt requiriert wurde, nach Deutschland exportiert worden.

Unter den Gästen waren Diplomaten, Politiker und viele in Berlin lebende Ukrainer

Die deutsche Regierung sei damals bestens über die katastrophale Lage in der Ukraine informiert gewesen, was Telegramme deutscher Diplomaten belegen. Trotzdem sei eine politische Reaktion aus Berlin damals ausgeblieben, um das Massenverhungern der Ukrainer zu stoppen. Die Forderung der Ukraine nach einer offiziellen Anerkennung des Holodomor als Genozid ist ein vieldiskutiertes Thema unter Historikern und Politikern, die dabei unterschiedliche Ansichten vertreten. Dabei geht es nicht um die unumstrittene Tatsache, dass die Sowjetführung damals Millionen ukrainischer Bauern absichtlich verhungern ließ, sondern um die völkerrechtliche Definition des Begriffs Genozid.

 

 

 

Hier lesenswerte Links zu diesem Thema, die diese Debatte thematisieren.
Holodomor – Ursachen und Folgen, Botschaft der Ukraine in Deutschland
Holodomor – Geschichte und Bedeutung auf ukraineverstehen.de
Deutscher Bundestag: Fragen zur ukrainischen Geschichte