Wirtschaftskooperation Deutschland–Ukraine: Neue Impulse für den Wiederaufbau und die regionale Entwicklung

Ende Juli 2025 fanden gleich zwei bedeutende Treffen zwischen deutschen und ukrainischen Vertreter:innen aus Politik und Wirtschaft statt, um die Zusammenarbeit beider Länder beim Wiederaufbau der Ukraine zu vertiefen. Sowohl in Kyjiw als auch in Lwiw sprach eine Wirtschaftsdelegation aus Baden-Württemberg über konkrete Investitionsmöglichkeiten und zukünftige Projekte. Die Reise wurde vom Deutsch-Ukrainischen Forum, dem Unternehmerverband Baden-Württemberg und der AHK Ukraine organisiert.

Am ersten Tag wurde in Lwiw ein wirtschaftspolitisches Signal auf regionaler Ebene gesetzt: Die dortige Gebietsverwaltung empfing die Vertreter:innen des baden-württembergischen Unternehmerverbands. Lwiw positionierte sich als stabiler Wirtschaftsstandort im Westen der Ukraine und als Plattform für strategischen Dialog zwischen ukrainischen und deutschen Unternehmen. Der regionale Gouverneur Maksym Kozytskyi hob hervor, wie wichtig neue Investitionen für die Schaffung von Arbeitsplätzen und die wirtschaftliche Resilienz der Ukraine sind.

Die Gespräche umfassten sowohl Präsentationen zum wirtschaftlichen Potenzial der Region als auch konkrete Sondierungen für gemeinsame Projekte in Bereichen wie Maschinenbau, IT, Landwirtschaft und sogenannten „military-tech“-Anwendungen für die zivile Nutzung. Die Delegationen führten auch individuelle B2B-Gespräche, die als Auftakt für künftige Kooperationen dienen.

Aktuell sind bereits knapp 300 Unternehmen mit deutschem Kapital in der Region Lwiw registriert. Die Landesregierung Baden-Württembergs hat signalisiert, dass sie eine institutionelle Partnerschaft mit der Region Lwiw aktiv unterstützen wird. Dies ist ein starkes Signal an Investoren und ein Vertrauensbeweis für den Standort Ukraine.

In Kyjiw trafen sich am darauffolgenden Tag Vertreter:innen des ukrainischen Ministeriums für die Entwicklung von Gemeinden und Territorien mit der deutschen Wirtschaftsdelegation. Der Geschäftsträger der Deutschen Botschaft, Maximilian Rasch, und der Vorsitzende des Deutsch-Ukrainischen Forums, Prof. Dr. Rainer Lindner, führten die deutsche Delegation. Thematisiert wurden unter anderem groß angelegte Infrastrukturprojekte, die Rolle öffentlich-privater Partnerschaften und neue Investitionschancen beim Wiederaufbau der Ukraine. Die ukrainische Seite präsentierte dabei mehr als 1.200 potenzielle Projekte, die für internationale Beteiligung offenstehen – darunter der Wiederaufbau kritischer Infrastruktur, der Bau energieeffizienter Wohngebäude und die Modernisierung von Wasser- und Heizsystemen.

Besonderes Augenmerk lag auf digitalen Transparenz- und Steuerungsinstrumenten wie der DREAM-Plattform, die sowohl Planungssicherheit als auch Offenheit für Investoren bieten soll. „Selbst unter Kriegsbedingungen bleibt die Ukraine offen für Innovation, Digitalisierung und internationale Partnerschaften“, betonte die stellvertretende Ministerin Alona Shkrum.

Eine zentrale Rolle in beiden Prozessen spielt die Deutsch-Ukrainische Industrie- und Handelskammer (AHK Ukraine). Seit Beginn des russischen Angriffskrieges fungiert sie als stabile Brücke zwischen den beiden Wirtschaftsräumen und unterstützt insbesondere Projekte des Wiederaufbaus, der Exportförderung und der Integration ukrainischer Firmen in europäische Lieferketten.

Ein herausragendes Ergebnis der Reise war die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding (MoU) durch Rainer Lindner vom Deutsch-Ukrainischen Forum mit einem ukrainischen Partner im Rahmen des BRIDGE-Projekts (Building Recovery in Disability through Guidance and Education). Bei diesem Projekt handelt es sich um eine deutsch-ukrainische Krankenhauspartnerschaft, die auf eine nachhaltige Verbesserung bei der Versorgung ukrainischer Amputierter und traumatisierter Patient:innen abzielt.